Am 4. Oktober verstarb Brummi (Kay-Michael Brumm) völlig überraschend nach kurzer, schwerer Krankheit und nur 65 Lebensjahren, die er zu großen Teilen und mit ganzem Herzen dem Pfadfinden widmete.
Man könnte eigentlich sagen Brummi war wie Gandalf, er war zwar nicht ganz so alt, grau und gebrechlich, aber zaubern konnte er trotzdem. –
Die Welt von Tolkiens Herr der Ringe ist riesig und irgendwo, in einem kleinen Nebensatz im Buch, kommt auch der Drache Ancalagon vor. Und wie die Geschichte es wollte, wurde gerade diese Drache Namensgeber für unseren Pfadfinderstamm in Taucha, den Brummi 2006, damals noch als Aufbaugruppe, mitgegründet hat und der dann vor 17 Jahren ein eigener Stamm geworden ist.
Angefangen hat damals alles bei Brumms im Wohnzimmer, als wir noch keine eigenen Räume hatten. Jede Woche trafen sich dort die ersten Mitglieder, um gemeinsam mit Brummi das aufzubauen, was heute der zweitgrößte BdP Pfadfinderstamm in Sachsen ist.
Doch seine Pfadfindergeschichte begann nicht erst dort. Vor seiner Zeit im BdP war Brummi im Pfadfinderbund Jomsburg bei Kiel. Bis zuletzt war er dort auch noch Mitglied. Während der Zeit bei den Jomsburgern errichteten sie gemeinsam eine eigene Burg als Stammesheim, wo wir heute ab und zu selbst zu Gast sind.
In Sachsen war er zuerst im Leipziger Stamm LEO aktiv und gründete dann Stamm Ancalagon. Seine Bindung zu unserem Stamm ging weit darüber hinaus, nur für Anni und Tini eine Pfadfindergruppe in der Nähe zu haben. Von 2008 bis 2015 war er stellvertretende Stammesleitung und gab dafür seinen Posten als Landesschatzmeister auf, um sich ganz auf den Stamm zu konzentrieren. Später ging die Stammesleitung dann sehr früh an Anni über, sie war zu dem Zeitpunkt gerade 16. Trotzdem traute Brummi ihr das Amt zu und unterstützte sie, wo notwendig.
Diese Zeit zeigt auch sehr schön Brummis Verständnis von Pfadfinden: er selbst hatte unglaubliches Wissen und Erfahrung, war abseits der Pfadfinder Führungskraft, kannte den Kosmos Pfadfinden in allen Facetten und aus unterschiedlichen Richtungen. Trotzdem hat er sich damit nie in den Vordergrund gedrängt, oder darauf beharrt, sich durchzusetzen.
Pfadfinden bei uns lebt vom Prinzip Jugend leitet Jugend und so, wie er Anni damals in jungen Jahren zugetraut hat, unseren Stamm zu leiten, so hat er es immer gehalten. Man könnte sagen, er kannte seine Position im Stamm, war nie der belehrende Erwachsene, sondern ist uns auf Augenhöhe begegnet, hat uns in seiner liebevollen Art an die Hand genommen, uns Fehler zugestanden und gezeigt, wie wir daraus lernen können. Uns unterstützt, indem wir unser Material in seinem Schuppen lagern durften. Indem er immer mal wieder plötzlich vorbeischaute und irgendetwas praktisches dabeihatte, was er dem Stamm schenken wollte. Und wenn doch mal etwas in die Hose gegangen ist, war er wie selbstverständlich da, um das zu regeln. Wenn der Drache Ancalagon lahme Flügel bekam, war Brummi das Nest, um ihn aufzufangen und derjenige, der ihm danach einen Tritt in den Hintern gab, um wieder weiterzufliegen.
Er unterstützte uns auch bei großen Fahrten, sei es in Schweden, wo er mit dem Auto parallel zur Fahrtengruppe unterwegs war, um sie mit Essen zu versorgen und im Notfall schnell da zu sein. Oder als er wie selbstverständlich für eine Horde Kinder, die früh am Morgen von Berlin nach Schottland zum Wandern fliegen wollten, da seine Wohnung zum Übernachten bereitstellte. Oder auf dem Bundeslager mit 5.000 Teilnehmenden, wo er, ganz der Arzt, die Sanitätsstation leitete.
In Pfadfinderkreisen gibt es den Spruch „Einmal Pfadfinder, immer Pfadfinder“. Viele von uns, die heute hier sind, sind im Stamm Ancalagon groß und zu einem gewissen Teil auch erwachsen geworden. Ehrenamtliche Jugendarbeit ist zwar häufig anstrengend, wir kennen lange Planungstreffen und späte Telefonkonferenzen. Aber Pfadfinden verbindet, weil wir gemeinsam eine Gemeinschaft bilden und Freundschaften schließen. Unsere Gruppe prägt uns, weil wir miteinander unvergessliche Erlebnisse im Zeltlager, oder auf Fahrt erleben, die uns unser Alltag nicht bieten kann. Pfadfinden heißt Freiheit, Ausbrechen aus den Normen und Entdecken.
Das alles ist nur mit viel Unterstützung möglich und dadurch, dass die, die früher selbst Pfadfinden erlebt haben, diese Erfahrungen heute weitergeben und sich engagieren. Brummi war so ein Mensch. Dafür möchten wir ihm hier noch einmal Danke sagen. Allerdings nicht zum letzten Mal, weil sein Engagement bei uns noch lange nachwirken wird und wir uns umso länger an ihn erinnern werden.
Wir Pfadfinder verabschieden uns auf eine eigene Art und Weise. Das Band unserer Hände werden wir nun lösen, das Band unserer Herzen aber bleibt für immer bestehen. – Gut Pfad!